Der Förderpreis versteht sich als Auszeichnung für eine Gruppe, einen Einzelkünstler oder eine Einzelkünstlerin aus den Bereichen Theater, Tanztheater oder Performancekunst, der/die einen innovativen und unverwechselbaren Umgang mit neuen Theaterformen pflegt. Der Preis ist dazu bestimmt, eine Gruppe oder einzelne ihrer Mitglieder bei einer geplanten Arbeit zu unterstützen. Er wird einer Aufführung zugesprochen, deren Uraufführung nicht länger als drei Jahre zurückliegt und die das freie Theaterschaffen auf besondere Weise repräsentiert. Der Förderpreis ist mit 30 000 Franken dotiert.
Die Festivalleitung nominiert aus dem Programm des Zürcher Theater Spektakels fünf bis sieben Produktionen, die den genannten Kriterien entsprechen. Bevorzugt werden Produktionen von KünstlerInnen, deren Arbeit noch nicht auf allgemeine Anerkennung stösst. Frühere Gewinner des Preises sind von einer erneuten Nominierung ausgeschlossen.
Preisträgerinnen des ZKB Förderpreises 2019: Samara Hersch & Lara Thoms (Australien) für «We All Know What's Happening».
Der Anerkennungspreis erlaubt eine zusätzliche Würdigung oder Förderung eines der Nominierten. Er wird einer Gruppe, einem Einzelkünstler oder einer Einzelkünstlerin für eine ausserordentliche Leistung verliehen, zum Beispiel im Bereich Choreografie, Dramaturgie, Publikumseinbezug oder Schauspielkunst. Der Anerkennungspreis ist mit 5000 Franken dotiert.
Seit der Lancierung des Programmschwerpunktes «Short Pieces» 2012 sind jeweils alle in diesem Rahmen gezeigten Produktionen für den Anerkennungspreis nominiert, sofern die KünstlerInnen nicht bereits einmal für den ZKB Anerkennungspreis nominiert waren.
Preisträgerin des ZKB Anerkennungspreises 2019: Ira Melkonyan & The Rubberbodies Collective (Ukraine/Niederlande) für «Upstairs Geology 50/50».
Eine unabhängige Jury, bestehend aus fünf Fachpersonen, entscheidet über die Vergabe der Preise. Die Jury wird von der Festivalleitung bestimmt und von einem ihrer Mitglieder präsidiert. Diese Person übt kein Stimmrecht aus. Die Beratungen der Jury sind nicht öffentlich; begründet wird lediglich der Entscheid für die ausgezeichnete Produktion. Die Jury gibt ihre Entscheide am letzten Wochenende des Festivals im Rahmen einer Preisverleihungsfeier bekannt.
Mitglieder der Jury 2019 sind die folgenden Fachpersonen. Ausnahmsweise umfasst das Gremium nur vier Mitglieder, da die ugandische Schauspielerin, Autorin und Festivalleiterin Asiimwe Deborah Kawe leider kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen absagen musste.
Kulturpublizistin und Koleiterin des Theaterhaus Gessnerallee ab der Spielzeit 2020. Publiziert als freie Autorin Texte und Podcasts zum Thema postmigrantische Gesellschaft. Seit 2015 Kommunikationsleiterin der Kunsthalle Zürich und Initiantin des Performance-Festival «Löwenbräu Lebt!».
Dramaturgin und Kuratorin. Koleiterin des Performing Arts Instituts in Warschau, Gründerin und Kuratorin der East European Performing Arts Platform EEPAP. Autorin von Fachbüchern, zuletzt erschien von ihr «Choreography: Politicality» (2018) und «Reclaiming the Obvious: On the Institution of the Festival» (2017).
Choreografin und Tänzerin. Günderin und Kuratorin des Acker’Festival 2013/14 in Berlin. Ihre Choreografien wurden mehrfach auszeichnet und werden an internationalen Festivals gezeigt. 2017 Werkstipendium der Stadt Zürich, 2018 Förderpreis des Kantons Zürich. Arbeitet aktuell am choreografischen Langzeitprojekt «Sketch of Togetherness».
Mitbegründerin, Koleiterin und Koautorin der Theatergruppe Lagartijas Tiradas al Sol, die 2011 den ZKB Förderpreis gewonnen hat. Sie arbeitet unter anderem für das alternative Filmkollektiv Cine Too Lab und engagiert sich bei YIVI, einem künstlerischen Entwicklungsprojekt für Kinder in der Mixteca Alta.
Es war im Vorfeld des Zürcher Theater Spektakels 1996, als der im Sommer 2009 allzu früh verstorbene Theatermann Markus Luchsinger, Mitglied der Festivalleitung von 1990 bis 2001, mit der Idee eines Förderpreises an die Zürcher Kantonalbank gelangte. Keine ehrende Anerkennung für ein Lebenswerk, keine Würdigung vollbrachter Leistungen sollte es sein. Sondern ein Förderpreis, mit dem die Produktion einer jungen, innovativen, noch unbekannten Gruppe oder eines Einzelkünstlers aus dem Festivalprogramm ausgezeichnet werden sollte. Der Preis würde jährlich im Rahmen des Festivals verliehen werden und müsste so hoch dotiert sein, dass er einen substanziellen Beitrag zu einer weiteren Produktion der Preisträger darstellte. Kurz: Es sollte ein Preis sein, der über den Tag hinaus Wirkung hat.
Die Idee fand bei den Verantwortlichen der Zürcher Kantonalbank offene Ohren, entsprach ein solcher Preis doch in geradezu idealer Weise den Grundgedanken des nachhaltigen kulturellen Engagements dieser Bank, die bereits seit mehreren Jahren das Festival als einer der drei Hauptsponsoren unterstützte. Unbürokratisch wurden Nominationskriterien und das Prozedere von Jurierung und Preisverleihung diskutiert und festgelegt, und noch im selben Jahr konnte der damals mit 20'000 (heute 30'000) Franken dotierte ZKB Förderpreis von einer hochkarätigen Fachjury erstmals verliehen werden.
Heute blicken wir mit Freude, Dankbarkeit und auch etwas Stolz zurück. Da ist zum einen die Kontinuität: Ein derart langfristiges Engagement im Kulturbereich, wie es der ZKB Förderpreis darstellt, ist alles andere als selbstverständlich und ermöglicht es der Festivalleitung, im Bereich Nachwuchsförderung eine über das aktuelle Festival hinausreichende Perspektive zu entwickeln.
Da ist zum anderen die Nachhaltigkeit: Die Liste der bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger belegt eindrücklich, dass der dem Preis zugrunde liegende Fördergedanke Früchte getragen hat: Ob Stefan Pucher, 400asa, Sarah Michelson, The Living Dance Studio, 600 HIGHWAYMEN, Eisa Jocson oder Omar Abusaada & Mohammad Al Attar – sie alle haben das Vertrauen in ihre innovative Kraft gerechtfertigt und beeindruckten auch mit ihren Folgearbeiten. Davon konnte sich auch das Publikum überzeugen: Von den meisten dieser als förderungswürdig erachteten Künstlerinnen und Künstlern war an einem der nächsten Festivals eine weitere Produktion zu sehen.
Und da ist zum Dritten die Wirkung: Die Schaffung des Förderpreises hat zur Profilierung des Festivalprogramms beigetragen, hat sich doch der Vermerk «Nominiert für den ZKB Förderpreis» im Laufe der Jahre als eigentliches Label für spannende eigenständige Nachwuchs-Produktionen etabliert, das die Aufmerksamkeit eines interessierten Publikums auf die Arbeiten dieser noch unbekannten Künstler und Künstlerinnen lenkt. Schenken Sie also den nominierten Produktionen ein ganz besonderes Augenmerk. Sie verdienen es.
Die Verleihung der ZKB Preise fand dieses Jahr am Samstag, 31. August, statt. Stadtpräsidentin Corine Mauch und Dr. János Blum, Mitglied des Bankpräsidiums der Zürcher Kantonalbank haben die Preise im Rahmen einer Feier übergeben. Der Anlass wurde von der Schweizer Schauspielerin Beren Tuna moderiert. Neben dem Preisgeld erhielten alle Preisträgerinnen eine Bronzeskulptur des Zürcher Künstlers Max Grüter, die das Kulturengagement der Zürcher Kantonalbank symbolisiert.
Förderpreis: Silke Huysman & Hannes Dereere, Brasilien, Belgien: Mining Stories
Anerkennungspreis: Youness Atbane & Youness Aboulakoul, Marokko: The Architects
Publikumspreis: Casus Circus, Australien: Driftwood
Förderpreis: Wojtek Ziemilski & Nowy Teatr, Polen: Jeden gest (Eine Geste)
Anerkennungspreis: Fatoumata Bagayoko, Mali: Fatou t'as tout fait
Publikumspreis: Lukas Avendaño, Mexiko: No soy persona. Soy mariposa
Förderpreis: Omar Abusaada & Mohammad Al Attar, Syrien: While I Was Waiting
Anerkennungspreis: Sorour Darabi, Iran: Farci.e
Publikumspreis: Gravity & Other Myths, Australien: A Simple Space
Eine vollständige Übersicht über die PreisträgerInnen seit 1996 finden Sie hier