Nominiert für den ZKB Förderpreis und den ZKB Publikumspreis
Die schottische Künstlerin Genevieve Murphy ist nicht nur eine sehr talentierte Komponistin und Musikerin, die unter anderem Dudelsack spielt, sondern auch eine hinreissende Performerin. Ihr Solo, zu dem sie auch die Musik geschrieben hat, ist eine virtuose Etüde über Zwangsstörungen. Das Stück bewegt sich auf dem schmalen Grat zwischen Wille und Wahn, zwischen lustvollem Perfektionismus und quälendem Zwang. Schauplatz von Murphys Performance ist eine makellose Küche, die sich in ein brodelndes, klingendes, überquellendes Universum verwandelt. Es ist faszinierend und berührend zugleich, der Performerin in ihrem wohlgeordneten Küchenreich zuzuschauen, wo die Teebeutel einzeln im Schrank hängen und kein Krümel die Oberflächen verunstaltet. Doch während sie dem Publikum mit grossen Gesten eine eigenwillige Version der Ikarus-Geschichte erzählt, beginnen die Dinge, aus dem Ruder zu laufen. (kdi)
Leuchtend gelb und blitzblank ist die Küche, in der die junge Frau hantiert. Ihr Kleid ist blau, ihr Mund rot, ihr dunkles Haar akkurat zum Zopf geflochten. Die Mikrowelle dreht sich, die junge Frau dreht sich mit, der Ofen brummt, bis das Signal ertönt – pling! Nun stellt die Frau Zucker, Öl, Tassen, Löffel, Kochtopf bereit, fein säuberlich und hoch konzentriert, als würde sie einem strengen Plan folgen, von dem abzuweichen fatal sein könnte. Die junge schottische Künstlerin Genevieve Murphy, die zurzeit in Amsterdam lebt, ist nicht nur eine sehr talentierte Komponistin und Musikerin, die unter anderem Dudelsack spielt, sondern auch eine hinreissende Performerin. In ihren Arbeiten verbindet sie Theater und bildende Kunst mit zeitgenössischer Musik. Genevieve Murphy ist fasziniert von psychologischen Themen und den unterschiedlichen Erscheinungsformen psychischer Störungen. Mit ihren Performances versucht sie, entsprechende Gemütszustände und Emotionen fühlbar zu machen. Ihr Solo «Something in This Universe» ist eine virtuose Etüde über Zwangsstörungen, die man im Fachjargon OCD («oppressive-compulsive disorder») nennt. Das Stück, für das Genevieve Murphy auch die Musik geschrieben hat, bewegt sich auf dem schmalen Grat zwischen Wille und Wahn, zwischen lustvollem Perfektionismus und quälendem Zwang, zwischen Kontrolle und Zerstörung. Es ist faszinierend und berührend zugleich, der Performerin in ihrem wohlgeordneten Küchenuniversum zuzuschauen, wo die Teebeutel einzeln im Schrank hängen und kein Krümelchen die makellosen Oberflächen verunstaltet. Doch während sie dem Publikum mit grossen Gesten eine eigenwillige Version der Ikarus-Geschichte erzählt, beginnen die Dinge, allmählich aus dem Ruder zu laufen. Es ist, als würde die Küche selbst die Macht übernehmen. Der Kühlschrank verwandelt sich in eine Musicbox, die Waschmaschine klappert und schäumt bei offener Tür, die Cornflakespackungen kippen ihren Inhalt über die junge Frau. Und diese fühlt sich genötigt, die klebrige bräunliche Flüssigkeit, die sie gekocht hat, exakt neben die Teller auf dem sorgsam gedeckten Tisch zu kippen. «Am Ende der Vorstellung ist man froh, dass man diese Küche nicht putzen muss», schreibt eine Kritikerin, «Und gleichzeitig möchte man auf die Knie sinken, um zu spüren, wie befriedigend es ist, den Boden zu schrubben.» (kdi)
Konzept, Regie, Musik & Performance | Genevieve Murphy |
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Bühnenbild | Tim Vermeulen |
Tontechnik | Joel Thurman |
Dramaturgie | Nienke Scholts |
Künstlerische Beratung | Nicole Beutler, Stefan Prins, Yannis Kyriakides |
Lichttechnik | Niels Runderkamp |
Produktion | Nicole Beutler Projects |
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Koproduktion | Veem House for Performance, Korzo |
Unterstützung | Fonds Podiumkunsten |
Speziellen Dank | an Esther Snelder, BAU |
Premiere | Spring Festival Utrecht, Mai 2018 |
Foto | Thomas Lenden |
60 Min.
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