Anne Teresa De Keersmaeker und Boris Charmatz sind beide mit herausragenden, wenn auch ganz unterschiedlichen Choreografien im diesjährigen Programm. Beide gehören sie zu den künstlerischen Ausnahmeerscheinungen in der internationalen Welt des Tanzes. 2013 standen sie, begleitet von der Geigerin Amandine Beyer, erstmals zusammen auf der Bühne in De Keersmaekers Choreografie «Partita 2» zum gleichnamigen Stück von Johann Sebastian Bach. Es verbindet jedoch noch viel mehr: Ihre Arbeit geht weit über das Choreografieren hinaus. De Keersmaeker betreibt seit Jahren mit P.A.R.T.S. in Brüssel eine der führenden internationalen Ausbildungsstätten für Tanz. Charmatz hat das Centre chorégraphique nationale in Rennes in ein Musée de la danse transformiert und konsequent an der Schnittstelle zur bildenden Kunst gearbeitet. Aus unterschiedlichen Perspektiven und mit verschiedenen Mitteln beschäftigen sich beide mit der Frage nach der Archivierung und Weitergabe von Tanz. Charmatz hat dazu viele Projekte im Musée de la danse und in führenden Museen der Welt realisiert. Auch De Keersmaeker hat Projekte für wichtige museale Räume entwickelt. Darüber hinaus hat sie in den letzten Jahren mehrere «Choreographers Scores» veröffentlicht, in denen prägende Choreografien ihrer Kompanie Rosas dokumentiert sind. Gleichzeitig ist Rosas dabei, systematisch ihr Repertoire an eine neue Generation von Tänzer*innen zu übergeben. Ein Beispiel dafür ist «Violin Phase», das am Theater Spektakel zu sehen ist: Das Solo, entwickelt und bis vor Kurzem getanzt von De Keersmaeker, wird auf der Saffainsel von einer jungen Tänzerin der Kompanie getanzt. Das Theater Spektakel bringt die beiden erneut zusammen für ein Gespräch über Tanz. (mvh)