Anne Teresa De Keersmaeker & Rosas

Es war einmal, und ist es immer noch: ein Meisterwerk der Tanzkunst. «Violin Phase», von der damals blutjungen belgischen Tanzstudentin Anne Teresa De Keersmaeker 1981 zum gleichnamigen Stück des Minimal-Music-Pioniers Steve Reich kreiert und an einem New Yorker Modern-DanceFestival uraufgeführt, ist ein choreografisches Kleinod, das seine Strahlkraft über all die Jahre nicht eingebüsst hat. Im Gegenteil. Erst im Rückblick, aus der Distanz von fast vierzig Jahren, ist zu erkennen, wie viel von der künftigen, stilbildenden Arbeit der Choreografin, die heute zu den ganz Grossen der internationalen Tanzszene gehört, bereits in dem kurzen, 15-minütigen Solo enthalten ist. Das Zusammenspiel der einfachen, vom aufrechten Körper ausgehenden, mehr und mehr raumgreifenden Bewegungen mit den minimalistischen Geigenklängen, ist in seiner bestechenden Schlichtheit und Konsequenz von atemberaubender Schönheit. Ausgeführt auf einer sandbestreuten Fläche, schreiben sich die repetitiven, sich in kleinsten Phasen verschiebenden Formen und kreisförmigen Muster nach und nach in den Boden ein und machen Zeit und Bewegung sichtbar. 1983 war Anne Teresa De Keersmaeker mit «Phase» am Theater Spektakel zu Gast. «Violin Phase» ist der dritte Teil der insgesamt vier Teile umfassenden Choreografie zu Musik von Steve Reich. Über all die Jahre hinweg blieb das Solo «Violin Phase» in ihrem Repertoire, es wurde weltweit von Festivals, Theatern, Konzerthäusern und Museen wie etwa dem MoMA in New York choreografischer Meilenstein des 20. Jahrhunderts gefeiert. Bis vor Kurzem tanzte sie es noch immer selbst, 2019 hat sie es erstmals einer jungen Tänzerin aus ihrer Company übergeben. Im Rahmen des 40. Zürcher Theater Spektakels ist das legendäre Stück erneut zu sehen. Die 27-jährige japanische Tänzerin Yuika Hashimoto, Mitglied von Rosas seit 2016, wird das Solo unter freiem Himmel auf der Saffainsel zeigen: ein wunderbares Setting für ein wunderbares Stück. (esc)