«Saison Sèche» der vielseitigen französischen Künstlerin Phia Ménard hat letztes Jahr am Festival d’Avignon Furore gemacht. «Phia Ménard sprengt das Patriarchat in die Luft!», hiess es. Die Bühne ist eine Box in grellem Weiss mit beweglicher Decke. Sie definiert den bedrohlichen, beengenden Raum, in dem sieben Performerinnen ein kraftvolles, betörendes Ritual zur Überwindung der männlichen Vorherrschaft zelebrieren. Szenen von Unterdrückung, Erniedrigung und sexueller Gewalt gehen über in Auflehnung und Widerstand und gipfeln in einer clownesken Parodie der vielfältigen Erscheinungsformen männlicher Macht. «Saison Sèche» ist aber mehr als eine bildstarke Kampfansage an das Patriarchat, vielmehr geht es Ménard um die Freiheit aller Individuen, egal, in welchem Körper sie geboren sind. (kdi)
Phia Ménard ist eine Klasse für sich. Die Künstlerin hat eine eigene Bildsprache fernab jeder Schule oder Schublade entwickelt. Nicht von ungefähr sind Verwandlung, Metamorphose, Transformation die Grundthemen ihres Schaffens. Mit ihrer 1989 gegründeten Compagnie Non Nova erforscht die Französin kontinuierlich die Wandelbarkeit der Elemente. Eis, Wind, Wasser, Dampf sind die Stoffe, die sie in Szene setzt, um ihre Geschichten zu erzählen, wobei sie alle Register der Darstellungskunst zieht, Tanz, Theater, Performance und bildende Kunst.
Mit «Saison Sèche» hat Phia Ménard letztes Jahr am Festival d’Avignon Furore gemacht. «Phia Ménard sprengt das Patriarchat in die Luft!», hiess es. Tatsächlich hat sich die Künstlerin für dieses Stück von Aggregatszuständen der Erde inspirieren lassen. Von Erdbeben und Vulkanausbrüchen, Rissen und Spalten, von fester Materie, die sich verflüssigt und als zäher Schlamm alles verschlingt, was auf seinem Weg liegt. Die Naturgewalten spielen eine Rolle in ihrer Inszenierung, ebenso wie die beeindruckende Bühne. Sie ist ein Kunstwerk für sich: eine kompakte Box in grellem Weiss, mit drei Wänden und einer beweglichen Decke. Sie definiert den bedrohlichen, beengenden Raum, in dem sieben Performerinnen ein kraftvolles Ritual zur Überwindung des Patriarchats zelebrieren – was nicht ohne Folgen für das vermeintlich unzerstörbare Gebäude bleibt. Szenen von Unterdrückung, Erniedrigung und sexueller Gewalt gehen über in einen Akt der Revolte und gipfeln in einer clow-nesken Parodie der unterschiedlichsten Erscheinungsformen und Gesten männlicher Macht. Sie sei zeit ihres Lebens Feministin gewesen, sagt Phia Ménard. Geboren 1971 im Körper eines Mannes, ist sie heute auch äusserlich eine Frau. Ihre Laufbahn hat vor dreissig Jahren mit der schicksalhaften Entdeckung der Kunst des Jonglierens begonnen. «Ich habe meinen Körper zu der Zeit verabscheut», sagt sie in einem Interview. «Dank dem Jonglieren habe ich ihn schätzen gelernt. Plötzlich war er in der Lage, schöne Dinge zu tun. Künstlerin zu sein, ist für mich die einzig mögliche Daseinsform.» Phia Ménard verwandelt ihre eigene bittere Erfahrung als Mensch, der nicht in die Geschlechternormen passt, in Kunst. «Saison Sèche» ist nicht nur eine Kampfansage an das Patriarchat, sondern hat die Freiheit aller Individuen im Sinn, egal, in welchem Körper sie geboren sind. (kdi)
Regie & Dramaturgie | Phia Ménard und Jean-Luc Beaujault |
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Bühnenbild | Phia Ménard |
Kreation & Interpretation | Marion Blondeau, Anna Gaïotti, Elise Legros, Phia Ménard, Marion Parpirolles, Marlène Rostaing, Jeanne Vallauri, Amandine Vandroth |
Tondesign & Ton | Ivan Roussel |
Lichtdesign | Laïs Foulc |
Licht | Olivier Tessier |
Inspizienz | Benoît Desnos, Mateo Provost, Rodolphe Thibaud |
Kostüme & Requisiten | Fabrice-Ilia Leroy |
Konstruktion Bühne & Requisiten | Philippe Ragot |
Koleitung Administration & Vertrieb | Claire Massonnet |
Produktionsleitung | Olivier Gicquiaud |
Mitarbeit Produktion | Clarisse Mérot |
Kommunikation | Adrien Poulard |
Assistenz Tourkoordination | Lara Cortesi Premiere Festival d‘Avignon, Juli 2018 |
Foto | Jean-Luc Beaujault |
Produktion | Compagnie Non Nova |
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Residenzen | Malraux − Scène Nationale de Chambéry Savoie, TNB − Centre Européen Théâtral et Chorégraphique de Rennes |
Koproduktion | Festival d’Avignon, La Criée − Théâtre national de Marseille, Théâtre des Quatre Saisons − Scène conventionnée Musique(s) – Gradignan |
Produktionsunterstützung | Fondation BNP Paribas |
Unterstützung | MC93 − Maison de la culture de Seine-Saint-Denis Bobigny, Théâtre de la Ville Paris, Bonlieu − Scène nationale d’Annecy, La Filature − Scène nationale de Mulhouse, Le Grand T − Théâtre de Loire-Atlantique Nantes, La Comédie de Valence − Centre dramatique national de Drôme-Ardèche, Théâtre d’Orléans − Scène nationale |
Unterstützung Cie. Non Nova | Französisches Ministerium für Kultur und Kommunikation, DRAC des Pays de la Loire, Stadt Nantes, Conseil régional des Pays de la Loires, Conseil départemental de Loire-Atlantique, Institut français und BNP Paribas Foundation |
Assoziation | Phia Ménard & Cie Non Nova sind assoziierte Künstler*innen von Malraux − Scène Nationale de Chambéry Savoie und des TNB Centre Europèen Théâtral et Chorégraphique de Rennes. |
1:30 Std., keine Pause
ohne Worte
Do 15.8., nach der Vorstellung
Von Phia Ménard ist auch "L’après-midi d’un foehn Version 1", ein Stück für Kinder im Programm