William Kentridge gehört zu den vielseitigsten Künstlern der Gegenwart. Als der Zeichner von Animationsfilmen in den 90er-Jahren mit der Handspring Puppet Company erstmals in Zürich war, konnte man das nur ahnen. Heute stellt er nicht nur weltweit aus, sondern inszeniert auch Opern in Gesamtkunstwerken aus gezeichneten Bühnenbildern, Skulpturen und Filmen. Am deutlichsten wird seine transdisziplinäre Arbeitsweise in seinen Solos. Am Theater Spektakel wird es eine rare Aufführung einer seiner «Drawing Lessons» geben (Nr. II: «A Brief History of Colonial Revolts»). Entwickelt für die Poetikvorlesungen an der Harvard University, sind sie hybride politische Kunstwerke zwischen Theater, Film und Zeichnung. Am zweiten Abend führt Kentridge, der immer wieder Bezüge zwischen Dada und Afrika beschrieben hat, die «Ursonate», das Lautgedicht von Kurt Schwitters, zusammen mit der Rapperin Big Zis und dem Klangkünstler Julian Sartorius auf. (mvh)
Als William Kentridge Anfang der Neunzigerjahre mit der Handspring Puppet Company erstmals nach Zürich kam, war offensichtlich, dass es sich um die wirklich besondere Arbeit eines wirklich besonderen politischen Künstlers handelt. Doch konnte man nicht ahnen, in wie vielen Feldern der Kunst der südafrikanische Künstler präsent sein würde, der bis dahin vor allem als Zeichner von Animationsfilmen international bekannt war. «Um noch einmal kurz durch die Geschichte meiner künstlerischen Laufbahn zu gehen: Ich hatte das Zeichnen aufgegeben. Ich hatte das Theater aufgegeben, nachdem ich auf der Schauspielschule gewesen war. Ich verbrachte einige Zeit in der Filmwelt und fand es schrecklich. Schliesslich landete ich wieder beim Zeichnen. Nach ein paar Jahren begann ich, die Arbeiten zu filmen, während ich sie machte. Und danach beschloss ich, wieder mit der Handspring Puppet Company zu arbeiten und die animierten Filme mit den Puppen zusammenzubringen. Wir erfanden ein Theater mit Projektionen, Schauspielern und Puppen. Trotz all meiner guten Vorsätze, mich nur einem Arbeitsfeld zu widmen und nicht alles gleichzeitig zu machen, stellte ich fest, dass ich solche Entscheidungen nicht treffen sollte, weil ich nicht über die Willenskraft verfüge, sie durchzuhalten», sagt Kentridge über seine Arbeitsweise.Heute hat er nicht nur Ausstellungen auf der ganzen Welt, sondern inszeniert auch Opern an grossen Häusern in Gesamtkunstwerken aus gezeichneten Bühnenbildern, Skulpturen und Filmen. Doch am deutlichsten wird seine transdisziplinäre Arbeitsweise in seinen Solos. Am Theater Spektakel wird es eine rare Aufführung einer seiner «Drawing Lessons» geben (Nr. II: «A Brief History of Colonial Revolts»). Entwickelt für die Poetikvorlesungen an der Harvard University, sind die autobiografischen Lectures hybride Kunstwerke zwischen Theater, Film und Zeichnung. Sie erzählen von Kentridges Wertschätzung der Schatten, von Kolonialgeschichte und dem politischen Feld zwischen Apartheid und Gegenwart. Am zweiten Abend führt Kentridge, der immer wieder Bezüge zwischen Dada und Afrika beschrieben hat, die «Ursonate», das dadaistische Lautgedicht von Kurt Schwitters, zusammen mit der Zürcher Rapperin Big Zis und dem Schagzeuger und Klangkünstler Julian Sartorius auf. (mvh)
Konzept & Performance | William Kentridge |
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Musik | Philip Miller |
Videokonstruktion & Editing | Catherine Meyburgh |
Video-Handling | Janus Fouché |
Licht | Marine Deballon |
ca. 1:15 hrs.
Englisch
von William Kentridge ist auch das Stück "Ursonate" im Programm
Die Vorstellung am Theater Spektakel wird unterstützt von der D&K Dubach-Keller-Stiftung.