Stefan Kaegi ist ein Meister des Dokumentartheaters. Basis seiner Arbeit sind intensive Recherchen vor Ort zu einem Thema, das er mit Theaterlaien auf die Bühne bringt. Sein neuester Wurf ist eine generationenübergreifende Tour d’Horizon durch das Kuba von gestern und das Kuba von heute, sechzig Jahre nach der Revolution. Die Gegenwart, das sind vier junge Kubaner*innen: Milagro (24), Geschichtsstudentin, Diana (31), Posaunistin, Christian (24), Programmierer, und Daniel (36), Filmemacher. Sie bringen nicht nur ihren Alltag im heutigen Kuba auf die Bühne, sondern auch ihre Familiengeschichte: Sie sind Enkel von revolutionstreuen Arbeiterinnen, lebenslustigen Orchesterleitern, von Ministern und Angolakämpfern. Raffiniert lässt Kaegi sie in einen Dialog mit den «live» eingespielten Grossmüttern und Grossvätern treten, verschränkt Politisches mit Privatem zu einem lebendigen Stück Utopiegeschichte, das weit mehr erzählt als den Wandel Kubas in den vergangenen sechzig Jahren. (esc)
Das Kollektiv Rimini Protokoll des Schweizer Regisseurs Stefan Kaegi gehört zu den Pionieren des Dokumentartheaters. Basis seiner künstlerischen Arbeit sind intensive Recherchen vor Ort zu einem Thema, das er mit fachkundigen Theaterlaien auf die Bühne bringt. Bei Kaegi gibts keine Figuren, die eine fiktive Geschichte darstellen, sondern Menschen und ihre Wirklichkeit. Er hat schon mit Schweizer Modellbaufreunden, ägyptischen Muezzins oder mit Tierpflegern und Meeresforscherinnen Theater gemacht. «Expert*innen des Alltags» hat er sie einmal genannt. Kaegi ist dieser Form des Theaters, die durch ein hohes Mass an Authentizität den Zuschauenden einen direkten, sinnlichen Zugang zu abstrakten Themen wie Heimat, Konsum, Arbeit oder Identität ermöglicht, treu geblieben, und er hat es darin zur Meisterschaft gebracht.
Nach «Mnemopark» (2008), «Radio Muezzin» (2009) und der Audio-Schnitzeljagd «Remote Zürich» (2013) zeigen Stefan Kaegi und das Regiekollektiv Rimini Protokoll ihren neuesten Wurf: «Granma. Posaunen aus Havanna» ist eine generationenübergreifende Tour d’Horizon durch das Kuba von gestern und das Kuba von heute, sechzig Jahre nach der Revolution. Über allem schwebt die Frage nach der Zukunft des kommunistischen Inselstaats.Kubas Gegenwart, das sind vier junge Kubanerinnen und Kubaner: die Geschichtsstudentin Milagro (24), die Posaunistin Diana (31), der Programmierer Christian (24) und der Animationsfilmemacher Daniel (36). Die vier bringen nicht nur ihren Alltag im heutigen Kuba auf die Bühne, sondern ebenso ihre Familiengeschichte und damit ein Stück Revolution. Sie sind Enkel von revolutionstreuen Arbeiterinnen und von lebenslustigen Orchesterleitern, von Ministern und von Angolakämpfern. Ihre Grosseltern kämpften, hofften, litten und liebten, sie machten Karriere und Musik, erzogen ihre Kinder und Enkel im Hinblick auf eine klassenlose Gesellschaft. Sie überlebten die Kubakrise und den Fall der Sowjetunion, während ihre Enkel das erste Konzert der Rolling Stones und den Besuch eines US-amerikanischen Präsidenten erlebten. Raffiniert lässt Kaegi die vier jungen Menschen in einen Dialog mit den «live» über Video eingespielten Grossmüttern und Grossvätern treten, verschränkt Politisches mit Privatem, Familienfotos mit Impressionen ausdem aktuellen Kuba, Posaunenmusik und Animationsfilm, zu einem lebendigen Stück Utopiegeschichte, das weit mehr erzählt, als den Wandel Kubas in den vergangenen sechzig Jahren. (esc)
Konzept/Regie | Stefan Kaegi |
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Mit | Milagro Álvarez Leliebre, Daniel Cruces-Pérez, Christian Paneque Moreda, Diana Sainz Mena |
Dramaturgie | Aljoscha Begrich, Yohayna Hernández, Ricardo Sarmiento (Mitarbeit) |
Bühne | Aljoscha Begrich |
Kostüme & Bühnenassistenz | Julia Casabona |
Video | Mikko Gaestel in Zusammenarbeit mit Marta María Borrás (Kuba) |
Komposition | Ari Benjamin-Meyers |
Regieassistenz | Noemi Berkowitz |
Posaunenunterricht | Yoandry Argudin Ferrer, Diana Sainz Mena, Rob Gutowski |
Sounddesign | Tito Toblerone, Aaron Ghantus |
Technische Leitung & Lichtdesign | Sven Nichterlein |
Mitarbeit Recherche Kuba | Documenta Sur, koordiniert vom Laboratorio escénico de experimentación Social |
Interviews Kuba | Taimi Diéguez Mallo, Karina Pino Gallardo, Maité Hernández-Lorenzo, José Ramón Hernández Suárez, Ricardo Sarmiento Ramírez |
Fotos | Mikko Gaestel / Expander Film |
Koordination/Produktion Kuba | Dianelis Diéguez La O und Miriam E. González Abad (Assistenz) |
Produktionsleitung & Tourmanagement | Maitén Arns |
Produktionsassistenz | Dianelis Diéguez, Federico Schwindt |
Übertitelung | Anna Galt, Meret Kündig, Franziska Muche, Marta Vucovic, Adrien Leroux (Übersetzung), Frederico Schwindt (Operator) |
Foto | Dorothea Tucher |
Produktion | Rimini Protokoll und Maxim Gorki Theater Berlin |
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Koproduktion | Emilia Romagna Teatro Fondazione, Festival Trans Amériques (Montréal), Kaserne Basel, Onassis Cultural Centre Athen, Théatre Vidy-Lausanne, Lugano InScena LAC, Festival d’Avignon und Zürcher Theater Spektakel |
Förderung | Kulturstiftung des Bundes, Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, Senatsverwaltung für Kultur und Europa. In Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Havanna |
Premiere | Maxim Gorki Theater Berlin, 21. März 2019 |
Koproduktion
2 Std., keine Pause
Spanisch
Deutsch, Englisch
Mo 19.8., nach der Vorstellung
eingesprochene Übertitel und Audiodeskription via MobileConnect App, deskriptive Übertitel für Hörbehinderte
Stefan Kaegi/Rimini Protokoll sind im September gleich nochmals zu Gast in Zürich. Die Gessnerallee zeigt vom 5. bis 8. September «Unheimliches Tal/Uncanny Valley» von Rimini Protokoll, das in Zusammenarbeit mit dem Autor Thomas Melle entstanden ist. Mehr dazu