Die niederländisch-surinamische Anthropologin Gloria Wekker ist eine der einflussreichsten afroeuropäischen Intellektuellen. In ihrer Arbeit befragt sie auf vielseitige Weise den Zusammenhang von Kolonialismus, Diaspora, Geschlecht und Sexualität zwischen der Karibik und Europa. Dabei treffen die ethnographische Suche nach ungehörten Stimmen von afro-surinamischen Frauen auf den aktivistischen Widerstand gegen niederländischen Rassismus, etwa gegen «Blackfacing» im alljährlichen Massenspektakel um «Sinterklaas» und «Zwaarte Piet». In ihrem Talk on Water untersucht Gloria Wekker, aufbauend auf ihrem neuesten Buch «White Innocence. Paradoxes of Colonialism and Race» (2016), wie in den Niederlanden der Mythos aufrechterhalten wird, dass 400 Jahre Imperialismus keine Spuren in der Gesellschaft hinterlassen haben. Sie argumentiert dagegen, dass das Konzept «Rasse» Repräsentationen des «Eigenen» und des «Anderen», Sprache, Institutionen und Gesellschaft prägt. Anhand von Beispielen aus Alltag, Politik und Medien zeigt Wekker auf, wie der Mythos der Unschuld erlaubt, alltäglichen Rassismus zu leugnen und am Selbstbild einer humanitären, neutralen und gerechten Nation festzuhalten. Damit schlägt der Vortrag die Brücke zur Schweiz und zur Frage, welche Spuren «koloniale Komplizität» hierzulande hinterlassen hat und wie diese verhandelt wird. (rj)
Englisch, mit Simultanübersetzung ins Deutsche
Im Anschluss an den Vortrag wird sich Rohit Jain mit den Wissen- schaftlerinnen unterhalten. Er ist Sozialanthropologe, künstlerischer Forscher und Antirassismusaktivist. Ausserdem ist er im Vorstand des Instituts Neue Schweiz INES.
Bei sehr schlechter Witterung müssen die Konzerte auf der Seebühne abgesagt werden. Auskunft über Durchführung spätestens 2 Std. vor Beginn auf theaterspektakel.ch und Facebook.