Die Regisseurin Anna Karasińska ist zweifellos eine der originellsten Stimmen der jungen polnischen Theaterszene. Mit «Fantasia» beschert sie dem Publikum ein ungewöhnliches, erfrischend neues Erlebnis, das die gängigen Theaterkonventionen auf den Kopf stellt und die Fantasie der Zuschauerinnen und Zuschauer auf humorvolle Weise herausfordert. Auf einer vollkommen leeren Bühne stehen sechs Schauspielerinnen und Schauspieler, meist reglos und ohne zu sprechen. Die Regisseurin, die im Dunkel des Zuschauerraums sitzt, stellt sie vor, nennt ihre Namen, erzählt Fragmente fiktiver Geschichten. So öffnet sich zwischen dem minimalistischen Schauspiel und den live gesprochenen Texten ein imaginativer Raum, den das Publikum durch die eigene Vorstellungskraft füllt. (kdi)
Eine Frau, deren Gefühle niemand versteht. Ein Mann, der seine Gefühle versteckt. Einer, der sie nicht verstecken kann. Ein Mann, der seinen Freund mit dem Baseballschläger erschlagen hat. Sein toter Freund. Ein Mann, der Weltmeister im Hallo-Sagen ist. Die Junior-Weltmeisterin im Auf-Wiedersehen-Sagen. – Diese kurz skizzierten Personen sind nur einige der unzähligen Figuren, die an diesem wunderbaren Theaterabend präsent sind, ohne tatsächlich anwesend zu sein.Die sechs grandiosen Schauspielerinnen und Schauspieler in diesem Stück sind hingegen Menschen aus Fleisch und Blut. Sie stehen auf einer vollkommen leeren Bühne, in T-Shirts und Trainingshosen, meist reglos und ohne zu sprechen. Die Regisseurin, die im Dunkel des Zuschauerraums sitzt, stellt sie vor, nennt ihre Namen, erzählt über Mikrofon Fragmente fiktiver Geschichten, die fiktive Personen erleben. Und die Performerinnen und Performer reagieren darauf, stumm, mit wenig Körpereinsatz und beredtem Minenspiel. So öffnet sich zwischen minimalistischem Schauspiel und den kontinuierlich live gesprochenen Texten ein imaginativer Raum, den das Publikum durch die eigene Vorstellungskraft füllt.
Die Regisseurin Anna Karasińska hatte Philosophie studiert und war Filmemacherin gewesen, bevor sie das Theater für sich entdeckt hat. Sie gilt als eine der originellsten Stimmen der jungen polnischen Theaterszene, die sich dem sogenannten Post-Theater verschrieben hat. Gemeinsam ist den Theaterschaffenden dieser neuen Generation das Bedürfnis, dem etablierten und vom populistischen Regime einseitig unterstützten Theaterbetrieb in Polen eigene Geschichten entgegenzusetzen. Mit ihren Produktionen entwickeln sie neue Arbeitsweisen, spielen mit unterschiedlichen Genres und definieren das Verhältnis zwischen Künstlerin/ Künstler und Publikum neu. Mit «Fantasia» beschert Anna Karasińska dem Publikum ein ungewöhnliches, erfrischend neues Erlebnis, das die gängigen Theaterkonventionen auf den Kopf stellt und die Fantasie der Zuschauerinnen und Zuschauer auf humorvolle Weise herausfordert. «Mich interessiert Kunst als Mittel, im Hier und Jetzt gegenwärtig zu sein», sagt Anna Karasińska in einem Interview. «Ich möchte, dass die Menschen unmittelbar erfahren, was im Theater geschieht, und nicht bloss zuschauen. Meine Arbeiten sind Events, die sich in einem konkreten Moment ereignen, und das Publikum ist Teil der Vorstellung.» (kdi)
Regie | Anna Karasińska |
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Mit | Agata Buzek, Dobromir Dymecki, Monika Frajczyk, Rafał Maćkowiak, Maria Maj, Adam Woronowicz |
Dramaturgie | Magdalena Rydzewska, Jacek Telenga |
Bühnenbild & Kostüme | Paula Grocholska |
Choreografie | Magda Ptasznik |
Lichtdesign | Szymon Kluz |
Regieassistenz & Inspizienz | Malwina Szumacher |
Produktionsleitung | Katarzyna Białach |
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Premiere | April 2017 |
Foto | Magda Hueckel |
60 Min.
Englisch, Polnisch
Deutsch, Englisch
Mo 26.8., nach der Vorstellung