«Fúria», the latest creation by the charismatic Brazilian choreographer Lia Rodrigues, is a hymn to life. A wild, raw, breathtaking celebration of purely being alive. It speaks of power and violence issues which have become even more accentuated since the election of far-right Jair Bolsonaro as President of Brazil. In the Maré, one of the biggest favelas of Rio de Janeiro and the working centre of Rodrigues and her company, violence has always been omnipresent. This is where «Fúria», a powerful tableau vivant of damaged humanity, was created. The naked bodies of the dancers, sometimes decorated with colourful rags or daubed with paint, unite to become savage hordes, celebrating rituals of triumph and submission – mad, desperate and full of anger. A grandiose dance on the edge of the abyss. (kdi)
Das neue Stück der charismatischen brasilianischen Choreografin Lia Rodrigues und ihrer Companhia de Danças ist eine Hymne an das Leben. Eine wilde, rohe, atemberaubende Feier des nackten Daseins, verstörend schön. Haufen von Unrat bedecken die Bühne, Stoffreste, Plastikfetzen, zerschlissene Matratzen. Elende Gestalten schälen sich langsam und mühevoll heraus, kriechen, rappeln sich hoch, brechen zusammen, schleifen und zerren sich gegenseitig aus dem Dreck und formieren allmählich einen grotesken Umzug, begleitet von heiseren Gesängen und einem treibenden Beat, der das Stück durchzieht bis zum Ende – ein grosses, ungestümes, lebendiges Herz. Zuletzt hat Lia Rodrigues eine Reihe von Choreografien kreiert, in denen es um Umweltthemen und das Schicksal der ursprünglichen Bevölkerung Brasiliens ging. «Pororoca» (2012) und «For the Sky Not to Fall» (2017) waren auch am Theater Spektakel zu sehen. In «Fúria» geht es um Macht und Gewalt. Nicht ganz zufällig ist das Stück im vergangenen Oktober entstanden, als der ultrarechte Jair Bolsonaro zum brasilianischen Staatspräsidenten gewählt wurde. «Er wird eine Agenda umsetzen, die für die Umwelt, die Schwarzen, die Indigenen, die Armen und die Frauen schlimmer nicht sein könnte», sagt Lia Rodrigues in einem Interview: «Hier werden die Grundprinzipien der Menschenrechte verletzt! Mit seinen Hasspredigten sorgt Bolsonaro dafür, dass viele ihren niedrigsten Instinkten freien Lauf lassen. Doch Lia Rodrigues verliert sich nicht in Empörung.Nüchtern konstatiert sie, dass der Aufstieg der Rechten ein weltweites Phänomen sei, auch ein europäisches. Im Übrigen arbeitet sie unbeirrt weiter. Und zwar im Maré, einer der grössten Favelas von Rio de Janeiro, wo sie seit fünfzehn Jahren das tut, was ihr am Herzen liegt – Kunst machen in einem sozialen Zusammenhang. Das von ihr gegründete Centro de Artes da Maré ist Proberaum für ihre Kompanie, kostenlose Tanzschule für die Bevölkerung des Viertels und Ausbildungsort für professionelle Tänzerinnen und Tänzer. Hier ist auch «Fúria» entstanden, ein gewaltiges Tableau vivant beschädigter Menschlichkeit. Szenen von archaischer Wucht wechseln sich ab mit Bildern postapokalyptischer Zerstörung. Die nackten, zuweilen mit bunten Fetzen geschmückten oder mit Farbe beschmierten Körper der beeindruckenden Tänzerinnen und Tänzer vereinigen sich zu wilden Horden, feiern Rituale von Triumph und Unterwerfung, böse, verzweifelt – und voller Wut. Ein grossartiger Tanz am Abgrund. (kdi)
Kreation | Lia Rodrigues |
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Kreative Mitarbeit & Performance | Leonardo Nunes, Felipe Vian, Clara Cavalcante, Carolina Repetto, Valentina Fittipaldi, Andrey Silva, Karoll Silva, Larissa Lima, Ricardo Xavier |
Assistenz | Amália Lima |
Dramaturgie | Silvia Soter |
Künstlerische Zusammenarbeit & Bilder | Sammi Landweer |
Lichtdesign | Nicolas Boudier |
Technische Leitung | Magali Foubert |
Musik | Ausschnitte aus traditionellen neukaledonischen KanakLiedern und Tänzen |
Management & Promotion | Thérèse Barbanel |
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Logistik | Colette de Turville |
Premiere | Festival d’Automne à Paris, November 2018 |
Foto | Sammi Landweer |
Produktion | Chaillot – Théâtre national de la Danse mit Unterstützung der Fondation d’entreprise Hermès als Teil ihres Programms «New Settings» |
Koproduktion | Centquatre Paris, Festival d’Automne à Paris, MA Scène nationale Pays de Montbéliard, Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt am Main als Teil des Festivals Frankfurter Position 2019, Kunstenfestivaldesarts Brüssel, Teatro Municipal do Porto / Festival DDD – Dias da Dança, Theater Freiburg i. Br., Les Hivernales – CDCN d’Avignon, Muffatwerk München, in Zusammenarbeit mit Redes da Maré und Centro de Artes da Maré |
Assoziation | Lia Rodrigues ist assoziierte Künstlerin des Chaillot-Théâtre national de la danse und des Centquatre Paris |
1:10 hrs.
Fri 16.8.
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