This is a strong piece. A piece that is agonising yet hopeful. It talks about violence towards young women, physical violence, psychological violence, structural violence. It is based on interviews with over a hundred Chilean girls and young women in which they talk about how they were confronted with violence, either as witness or victim. On stage, nine teenagers aged 13 to 17 comment and reenact those real-life stories. At times emotional, playful and sensitive, at times reserved and totally cool, they capture our attention even though we would rather not hear what they say. And this is exactly what La Re-Sentida wants: not to document violence on stage, but to address it in a theatrical form and to break the silence. Nothing and nobody can stop these girls any longer. (esc)
Es ist ein starkes Stück. Ein Stück, das an die Nieren geht und das Hoffnung macht. Mit der jüngsten Arbeit rüttelt die Theatergruppe um den Regisseur und ehemaligen Jusstudenten Marco Layera erneut kraftvoll an einem Tabu. Holten sie in «La imaginatión del futuro» (Theater Spektakel 2015) die sozialistische Polit-Ikone Salvador Allende vom Sockel, so geht es diesmal ans Lebendige: Es geht um die Gewalt, die Mädchen angetan wird, physische Gewalt, psychische Gewalt, strukturelle Gewalt, ausgeübt meist von Männern − Lehrern, Vätern, Brüdern, Stiefvätern −, aber nicht nur. Auch Erzieherinnen, Mütter, Peers und Politikerinnen agieren als Handlangerinnen des patriarchalen Systems. Basis von «Paisajes para no colorear» (nicht auszumalende Landschaften) sind Interviews mit über hundert chilenischen Mädchen und jungen Frauen , in denen sie berichten, wie sie mit Gewalt konfrontiert wurden, sei es als Zeugin oder als Opfer: Sie erzählen von Missbrauch, Vergewaltigung und Körperstrafen, vom alltäglichen Mobbing und Slut-Shaming in der Schule, von Eltern, die ihre Töchter verstossen, weil sie lesbisch sind, oder vom Abtreibungsverbot, das auch für 10-Jährige gilt, die durch Missbrauch schwanger wurden. Gewalt, wie sie nicht nur in Chile vorkommt.
Auf der Bühne werden die realen Fälle und statistische Fakten zum Thema von neun Teenagern zwischen 13 und 17 Jahren erzählt, kommentiert und nachgespielt. Sie tun das in einer Weise, dass man ihnen zuhören muss, auch wenn man den Inhalt eigentlich nicht wissen möchte. Hoch emotional, ausgelassen und empfindsam, dann wieder distanziert und scheinbar völlig cool, agiert das Ensemble aus Nicht-mehr-Kinder-und-noch-nicht-Erwachsenen durch und durch altersgemäss in einem Setting, das an einen Spielplatz erinnert. Die Brutalität und Drastik des erzählten Unrechts tritt so in verstärktem Masse zutage, verliert aber gleichzeitig durch die ungefilterte Benennung an zerstörerischer Macht. Und genau das ist es, was Marco Layera und das Teatro La Re-Sentida beabsichtigen: Es geht ihnen nicht darum, die Gewalt dokumentarisch auf die Bühne zu bringen, sondern sie in theatraler Form zu benennen, das Schweigen zu brechen und den Betroffenen eine Stimme zu geben. Die neun Mädchen werden sich dabei nicht mehr aufhalten lassen. (esc)
Mit | Ignacia Atenas, Sara Becker, Paula Castro, Daniela López, Angelina Miglietta, Matilde Morgado, Constanza Poloni, Rafaela Ramírez und Arwen Vásquez |
---|---|
Regie | Marco Layera |
Regieassistenz | Carolina de la Maza |
Text | Carolina de la Maza und Marco Layera |
Dramaturgische Beratung | Anita Fuentes, Francisca Ortiz |
Bühnenassistenz | Francisca Hagedorn, Soledad Escobar |
Psychologin | Soledad Gutiérrez |
Bühnenbild & Lichtdesign | Pablo de la Fuente |
Kostüme | Daniel Bagnara |
Technische Leitung | Karl-Heinz Sateler |
Musikkomposition | Tomás González |
Ton | Alonso Orrego |
Übertitelung | Franiszka Muche (Deutsch), Anna Galt (Englisch), Dòra Kapusta (Operator) |
Produktion | GAM − Centro Cultural Gabriela Mistral |
---|---|
Koproduktion | Teatro La Re-Sentida |
Premiere | GAM − Centro Cultural Gabriela Mistral, Santiago de Chile, August 2018 |
Foto | Nicolás Calderón |
1:30 hrs., no interval
Spanish
German, English
13 years plus
spoken surtitles and audio description via MobilConnect App
Organized in collaboration with Sziget Festival Budapest and Holland Festival Amsterdam